Oktober 2016 – Moderne Motoren verfügen immer häufiger über  ein Start-Stop-System, das Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß  reduziert. Welche zusätzlichen Anforderungen an das Motorenöl damit  einhergehen und worauf Autofahrer achten müssen, erklärt LIQUI  MOLY-Entwicklungschef David Kaiser.
Welchen Nutzen haben Start-Stop-Systeme?
David  Kaiser: Sie senken die Leerlaufzeit des Motors. Besonders im  Stadtverkehr und im Stau reduziert das den Kraftstoffverbrauch und  infolge dessen den CO2-Ausstoß. Doch die Technik hat auch Nachteile, die  zu einem nicht unerheblichen Teil das Motorenöl kompensieren muss.
Was für Nachteile ergeben sich?
David  Kaiser: Deutlich höherer Verschleiß, Haftreibung während der  Startvorgänge, viel höhere Motortemperaturen und verstärkte Bildung von  Ablagerungen im Ölkreislauf aufgrund des Downsizings. Das summiert sich.
Was geschieht im Motor, dass der Verschleiß so stark zunimmt?
David  Kaiser: Ein dünner Ölfilm, hydrodynamischer Schmierfilm genannt, trennt  zwei Bauteile voneinander. Bei jedem Stoppen und erneuten Starten des  Motors bricht dieser Ölfilm zusammen und die beiden Reibpartner berühren  sich. Dieser Betriebszustand wird als Mischreibungsbereich bezeichnet.  Jeder Motor wird mehr oder weniger kurzzeitig in diesem Bereich  betrieben. Dort ist der Verschleiß besonders hoch, vor allem dann, wenn  Öl schlechter Qualität verwendet wird.
Wo wirkt sich die Ölqualität noch aus?
David  Kaiser: Ein weiterer Punkt sind die Kräfte, die wirken, bis sich die  beweglichen Teile im Motor nach einem Stop wieder in ihrer  Rotationsbewegung befinden. Um die Haftreibung zwischen den Reibpartnern  zu überwinden, werden im Verhältnis zum normalen Betrieb hohe Kräfte  benötigt. Das kann die Lebensdauer von Steuerketten, Anlassern oder der  Batterie verkürzen.
Und die erhöhten Temperaturen im Motor?
David  Kaiser: Der Trend zum Downsizing bei neuen Hochleistungsmotoren wirkt  sich frappierend aus: Downsizing ist ein zentraler Beitrag der  Autohersteller, um den Kraftstoffverbrauch zu verringern. Und das hat  auch eine Kehrseite: Mehr Leistung bei weniger Hubraum bedeutet eine  größere thermische Belastung des Motors und damit auch des Öls. Wenn  dann auch noch das Ölvolumen des Motors kleiner ist, kommt der  Schmierstoff zusätzlich ins Schwitzen.Diese Motoren sind in aller  Regel auch Turbo aufgeladen. Nur so lassen sich die hohen, heute  üblichen Leistungsdichten erreichen. Fährt man beispielsweise nach einer  rasanten Autobahnfahrt auf ein Stauende auf und die Elektronik schaltet  den Motor aus, kommt auch der Motorenölfluss zum Erliegen. Gerade in  thermisch hochbelasteten Bauteilen, dazu gehört der Turbolader, kann das  fatale Folgen haben. Da keine Kühlung der Bauteile durch das Motoröl  mehr erfolgt, steigt nach dem Abstellen des Motors die Temperatur in den  Lagern nochmals an. Das extrem heiße Turbinenrad gibt seine Wärme an  die Welle und andere Bauteile ab. Und diese heizen sich auf Temperaturen  von über 300°C auf. Das kann zur Verkokung des Motoröls und zu  verstärkter Ablagerungsbildung im Ölkreislauf führen.
Was bedeutet das für das Anforderungsprofil des Motorenöls?
David  Kaiser: Ein Motorenöl, das die Anforderungen an den Start-Stop-Betrieb  von Fahrzeugen erfüllt und dabei maximalen Verschleißschutz  gewährleistet, muss einen extrem starken und belastbaren Schmierfilm  erzeugen. Zusätzlich muss das Öl Wirkstoffe enthalten, die einen  erhöhten Verschleißschutz im Mischreibungsbereich bieten.
Also muss der Schmierstoff speziell für die Start-Stop-Technik konzipiert sein?
David  Kaiser: Nein. Spezielle Öle für Motoren mit Start-Stop-System sind  unnötig. Die Fahrzeughersteller legen in ihren Motorenöl-Freigaben exakt  die Beschaffenheit des Schmierstoffs fest. Die Auswirkungen bzw.  Anforderungen der Start-Stop-Automatik werden bei der Entwicklung  berücksichtigt.Die jeweiligen Motorenölrezepturen von LIQUI MOLY  übertreffen die Vorgaben der modernsten Ölspezifikationen deutlich.  Diese Öle gewährleisten die höchstmögliche Schmierfilmstabilität und  deren spezielle Verschleißschutztechnologie sorgt für ein langes und  verschleißarmes Motorleben, selbst unter widrigsten Bedingungen.
Aber es gibt inzwischen spezielle Öle für Motoren mit dieser Technik. Verunsichert das den Autofahrer nicht?
David  Kaiser: Schon die vorhandene Vielfalt an Motorenölfreigaben ist für  Autofahrer und selbst für Werkstattmitarbeiter, die täglich damit  umgehen müssen, schwer zu überblicken. Zusätzliche Schmierstoffe auf dem  Markt machen diesen für den Verbraucher nicht übersichtlicher. Es  besteht keine Notwendigkeit für derartige Produkte, weil nicht einzelne  Technikkomponenten über die Verwendbarkeit eines Schmierstoffes  entscheiden, sondern einzig und allein die Freigaben der Hersteller.
Welchen Weg geht LIQUI MOLY?
David  Kaiser: Vereinfacht gesagt sind unsere Motorenöle so gut, dass es  keiner speziellen Schmierstoffe von LIQUI MOLY für Motoren mit  Start-Stop-Automatik bedarf. Wir berücksichtigen die hohen Anforderungen  der Automobilhersteller an moderne Motoren mit derartiger Automatik  schon längst. Besonders geeignet für diese Fahrzeuge sind die  Schmierstoffe der Produktreihen Top Tec und Special Tec sowie das  Leichtlauf High Tech und das Longtime High Tech.Diese Öle werden wir  nun mit einem Start-Stop-Symbol kennzeichnen, damit der Kunde gleich  erkennt, dass sein LIQUI MOLY-Öl, das er bisher verwendet hat auch  zukünftig verwenden kann, weil es ohnehin schon immer für sein Fahrzeug  mit Start-Stop-Technik geeignet war.
LIQUI MOLY– das Unternehmen
Das  in Ulm an der Donau beheimatete Unternehmen bietet ein hochwertiges  Produktsortiment an Motorenölen, Additiven, Pflegeprodukten und  chemisch-technischen Problemlösern für den Automotive-Bereich. Das  Sortiment umfasst 4.000 Artikel, praktisch alles, was der Kunde wünscht.  Dabei entwickelt und testet LIQUI MOLY in eigenen Labors, produziert in  Deutschland und vermarktet alle Produkte selbst. Das von Inhaber Ernst  Prost geführte Unternehmen gehört zu den bedeutendsten der Branche.  Neben dem deutschen Markt werden die Produkte bereits in mehr als 120  Ländern dieser Erde vertrieben. Dabei zählen der Groß- sowie der  Fachhandel, Verbrauchermärkte, Bau- und Heimwerkermärkte, die Industrie,  Kfz-Betriebe und markengebundene Autohäuser sowie freie Tankstellen, zu  den Abnehmern des High-Tech-Sortiments.