• 09.06.2020

Die Arroganz der Macht

LIQUI MOLY-Geschäftsführer Ernst Prost über die Würde und Bürde des Führens

Liebe Mitunternehmer,

die Arroganz kommt ja nicht immer deutlich sichtbar, schnöselhaft, eingebildet und mit hocherhobener Nase daher, sondern manchmal gut getarnt im Kleid der Macht.... Den Angeber, der sich mit seiner geliehenen Macht, aufgrund seiner Position, allerlei rausnimmt, erkennt man ja auf den ersten Blick. Wie aber ist es mit den Zeitgenossen, die ganz subtil und auch hintenrum ihre Macht ausspielen?

Jede Form von Arroganz ist schädlich. Aber die Arroganz, durch die Macht ausgeübt wird, ist am schlimmsten, weil sie dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, der Freiheit und der Demokratie schadet und auch die betroffenen Menschen schädigt. „Mache jemanden zum Chef und du erkennst seinen Charakter...“ Macht korrumpiert, Macht stellt die eigene Disziplin und das eigene Gewissen jeden Tag aufs Neue auf die Probe. Nur wer den Versuchungen der Macht widersteht, wird seiner Funktion als Anführer auch gerecht. Trotz Macht und vieler Möglichkeiten bescheiden und anständig weiter arbeiten, erfordert einen großen Charakter und ein großes Herz.

Ich denke, sehr viele Leute nutzen ihre Positionen aus, um sich selbst zu bereichern oder um ihr Ego auszuleben. Andererseits ist aber von Verantwortung für andere Menschen und für das große Ganze nichts zu sehen…. Solch ein Typus Mensch findet sich in der Wirtschaft genauso wie in der Politik und in der Medienlandschaft, mithin in unserer gesamten Gesellschaft, leider viel zu oft.

Wenn ich uns in unserer Firma so anschaue, sehe ich von alledem nichts. Ich bin mir ganz sicher, dass der Großteil unseres Erfolges daher rührt, dass sich jeder in den Dienst der Sache stellt, der Firma dient, sich um Aufgaben und die Arbeit kümmert und zugleich dafür sorgt, dass keiner auf der Strecke bleibt, niemand gemobbt wird und alle Freude und Spaß an ihrer erfolgreichen Arbeit haben. – Wenn Sie Lust und Zeit haben, dann lesen Sie bitte meine diesbezüglichen Aussagen in der gestrigen Ausgabe der Südwest Presse.

Ja, wir sind trotz aller Erfolge bodenständig, bescheiden, kollegial und hilfsbereit geblieben. Etwas anderes würde ich auch nicht zulassen. Egoisten zerstören Unternehmensstrukturen, Unternehmenskultur, Betriebsklima und den Spaß an der Freude. Altruisten sorgen dafür, dass es allen gut geht. Und verantwortungsvolle Menschen kümmern sich um andere Menschen genauso wie um die Arbeit als solche. Chef sein ist Würde und Bürde zugleich. Führen heißt mit gutem Beispiel voran gehen.

Vorbildliches Auftreten trifft für alle unsere Kolleginnen und Kollegen uneingeschränkt zu. Sonst würden auch nicht so viele Menschen bei uns arbeiten wollen oder eine Geschäftsbeziehung mit uns anstreben. WIR alle müssen vorbildlich sein. Jedes Verhalten verursacht etwas. Im Guten wie im Schlechten. Jede Aktion ruft eine Reaktion hervor. Es liegt ganz alleine an uns selbst, wie erfolgreich wir sind und wie kollegial, liebevoll und anständig wir miteinander umgehen. In dieser Hinsicht ist jeder gefordert – und wenn es mal schlechte Tage gibt, dann muss man sich halt zusammenreißen und darf sich nicht gehen lassen.

Und den Chef raushängen lassen, geht gar nicht! Keine Macht der Arroganz! Sich aufführen wie die Axt im Walde oder der Hater im Internet, ist doch nicht menschlich. Ein gepflegtes und zivilisiertes Miteinander, Respekt, Toleranz – ja, und auch die Nächstenliebe – zeichnen eine Firma, eine Gesellschaft und eine Nation mit ihren Werten und Idealen doch erst aus.

Beste Grüße

Ihr Ernst Prost